In dem nachfolgend angeführten Schreiben vom vom 14.12.94 haben wir unsere Position noch einmal dargelegt. T. Elsässer setzte schliesslich in Zusammen"arbeit" mit der TVA und WISTA sein eigenes Konzept durch:

Sehr geehrter Herr Prof. Elsässer,

wir haben Ihre Einladung vom 2.12.94 dankend erhalten. Für Ihr Engagement im Rahmen des Kolloquien, insbesondere des Kolloquiums "Optik und Chemie" zu den 4. Berliner Optiktage sagen wir nochmals herzlichen Dank. Herrn Prof. Sandner bat ich in einem Gespräch, uns bei der Konzipierung, Organisation und Ausgestaltung der nächsten Optiktage zu unterst ü tzen und ihren Fortgang zu ermöglichen. Seither sind einige Wochen vergangen.

Möglicherweise haben sich Mißverständnisse ergeben. Das Folgende einzuwenden erscheint uns wichtig: Als Initiatoren und Veranstalter der schon traditionellen Optiktage wollen wir nicht als "Mitwirkende" gelten. Die Berliner Optiktage sind eine Veranstaltung des Leibniz- Arbeitskreises in Zusammenarbeit mit an Fachthemen der Optik Interessierten. Ich möchte dies noch einmal auch im Namen unserer Mitglieder ausdr ü cken, die diesen Standpunkt auf der Jahres-Mitgliederversammlungam 6.12.94 nachdrücklich bestätigt haben. Der Arbeitskreis hat die Konzeption und inhaltliche Ausrichtung in den letzten 5 Jahren entscheidend und erfolgreich mitgeprägt. Vor dem Hintergrund der Leibnizischen Tradition erneuern wir den Anspruch nach Universalit ä t und interdisziplinären Themen, von denen eine Signalwirkung ausgehen kann, die von Adlershof im weitesten Sinne ausgehen kann, die aber entscheidend von den Wissenschaftlern aus nah und Fern geprägt werden muß , denen wir gute Gastgeber sein dürfen. Ich denke, als Hausherren gebührt uns die Pflicht, anderen den Vortritt zu lassen , eben gerade deswegen. Diese Denkweise erscheint mir sehr wesentlich zu sein. Die Berliner Optiktage sollen kein Adlershofer Forum für die " Übrigen" sein.

Ich darf erinnern, daß Leibniz weit entfernt im Osten die Gründung der Petersburger Akademie gefördert hat... Es scheint oft, daß Entfernungen heute eine größere Rolle spielen als vor 300 Jahren. Dennoch...Mir erscheint der Ansatzpunkt für die Gestaltung der Optiktage nicht von der räumlichen oder zeitlichen Dimensionierung sondern vom Geiste her gegeben.

Der Problemkreis "Optik und Gesellschaft" wurde als Thematik für die nächsten Optiktage in Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg schon seit langem vorkonzipiert. Kürzlich sendete uns das reparierte Auge des Hubble-Teleskop Postkarten vom Rande der Zeit. Daher stellt die Thematik Optik in kosmischen Dimensionen ein durchaus ernst zu nehmendes Thema dar. Weitere Vorschläge durch unsere Mitglieder wurden eingebracht.

Aufmerksam verfolgen wir Tendenzen und Ansätze in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Eine nationale Akademie wird diskutiert, für wen, warum, der Politik wegen?

In der neusten Ausgabe der Zeitschrift Laser und Optoelektronik liest man einleitend, geprägt von der Sorge um die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland, die Erörterung der Frage nach der Motivation zu irgendeinem Tun... Den Deutschen muß wohl ein guter Teil ihres Idealismus abhanden gekommen sein, und es regieren das mit wenig Aufwand erlangte schnelle Geld, die Perfektion, der vollkommene Stil, zu denen sich eitle Selbstgefälligkeit und alsbald auch Banalität gesellen.

Sehr geehrter Herr Prof. Elsässer, es geht uns um jene Art von schöpferischen Gedanken- und Erfahrungsaustausch, den man wohl nicht durch neue Formen und Farben erreichen kann, der nur aus der Geschichte und dem Wissen um Zukunft und Gemeinsamkeit aller an wissenschaftlichen Problemen Interessierten erwachsen kann. Dieser Denkansatz schließt zweifellos das Bemühen ein, gute Wissenschaftler, Anwender und Gerätehersteller, nicht nur regional, fürBerlin und den entstehenden Forschungs- und Technologiepark Adlershof zu interessieren, selbstverst ä ndlich auch und insbesondere aus den Staaten, die noch "au ß en vor sind. Der Gesellschaft "Europa" geht es so gut wie ihren ä rmsten Kindern und der Gesellschaft der Bundesbürger in Deutschland so schlecht wie ihrem Bemühen um die Ausgegrenzten und Benachteiligten.

Im Leibniz-Arbeitskreis wird es eine Forschungsrichtung im Rahmen einer Thematik geben, die das Leibnizsche philosophische und naturwissenschaftliche Gedankengut als geschichtsphilosophischen, doch nichtsdestoweniger hochaktuellen Denkansatz verfolgt. In der Leibnizschen Philosophie scheinen mir ganz wesentliche Züge enthalten zu sein, die die Welt als Einheit zu beschreiben vermögen, wozu die Optik als Teil dieses "Spektrums" nat ü rlich einen ganz entscheidenden Beitrag leisten kann.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf unsere Publikationsschrift "Weltfenster", in der eingeladen wird, zu diesem Thema, wie auch zu den Optiktagen neue Impulse, Anregungen und Gedanken darzulegen.

In diesem Sinne verbleibe ich in der Hoffnung auf gute Zusammenarbeit im Namen auch unserer Mitglieder mit freundlichen Grüßen

Doris Kiekeben